Wiener Abreisskalender 2016
"Wo soll Wien noch schöner werden?" lautet die Überschrift eines Beitrages im Infoblatt der Stadt Wien vom Juni 2015. Weiter ist dort zu lesen, dass die Stadtverwaltung auf "behutsame Erneuerung" setzt: "Seit mehr als 40 Jahren verfolgt Wien konsequent den Weg der sanften Stadterneuerung. Der Umgang mit historischer Bausubstanz sowie gezielte Investitionen prägen jenes Erscheinungsbild, für das Wien weltweit geschätzt wird."
Kein Wort davon, dass genau dieses Gut unserer Stadt durch erleichterte Vorschriften bezüglich der Abbrüche (gerne wegen "technischer oder wirtschaftlicher Abbruchreife") akut gefährdet ist. Unter anderem haben die Beispiele unseres seit 1985 erscheinenden "Wiener Abreißkalenders" eher das Gegenteil dieser These einer "sanften Stadterneuerung" dokumentiert.
Die Äußerungen eines prominenten Wiener Architekten bei einer Podiumsdiskussion, dass er sich eine Überbauung des Haas-Hauses "höher als der Stephansdom" vorstellen könnte oder die Forderung nach "mutigeren Lösungen" lässt das Kulturverständnis einiger maßgeblicher Architektengruppen ahnen, die einen in der Vergangenheit gerne geforderten "Mut zur Häßlichkeit" bereits im großem Maße bewiesen haben.
So kann es nicht verwundern, wenn in Investorenkreisen auf das Welterbe-Prädikat kein Wert gelegt wird, wenn in die schönsten Blickachsen der Stadt banale Hochhäuser gestellt werden sollen (Belvedere-Blick), wenn zugunsten der Investoren (früher Spekulanten genannt) sogar öffentliche Verkehrsflächen umgewidmet werden sollen.
Dazu passt ein Zitat unserer Vizebürgermeisterin: "... in einer Zeit, in der die Stadtverwaltung Partnerschaften mit privaten Firmen eingeht, hat sich die übergeordnete Rolle der öffentlichen Verwaltung geändert" - wie immer das zu verstehen sein soll.
Von Weltfremdheit oder von bewusster Negierung jeder Realität zeugt die Feststellung eines hochrangigen Stadtrates, dass es "im Gegensatz zu anderen Metropolen in Wien keine abgewohnten und verwahrlosten Viertel" gebe und dass in Wien die "Wohnungsspekulation ... keine Chance habe".
Tatsächlich werden aber ältere, oft gut erhaltene Gründerzeithäuser Gewinn maximierend luxussaniert oder wegen "wirtschaftlicher Abbruchreife" abgerissen. In den Zeitungen ist fast täglich über solche Vorgänge zu lesen, als Beispiel seien unser Kalenderbeispiel Hetzgasse 8 oder der Einsatz von über 1000 Polizisten gegen die widerspenstigen Hausbewohner in der Mühlfeld- Ecke Holzhausergasse genannt.
Sehen Sie sich unsere aktuellen Kalenderbeispiele an und beurteilen Sie selber, ob sich unsere Stadt durch Abbrüche, Verdichtung und Neubauten zum Vorteil verändert.
Dieter Klein
Bestellungen werden angenommen per Email: agentur.wien@isar.media (Betreff: Wiener Abreisskalender 2016 bestellen). Der Kalender kann auch bei ausgewählten Buchhandlungen wie LEO, Morawa oder Freundensprung erworben werden. Im Internet auf: www.munichbooks.com Verkaufspreis: 13,50 €
Wenn Sie in Besitz von Fotos aus der Nachkriegszeit sind, die Ihrer Meinung nach in einen “Wiener Abreisskalender” passen würden, dann bittet der Herausgeber eine Info-Email an den Verlag isar.media.verlag@gmail.com oder an info@dieter-klein.at .
Wir bedanken uns für die Bereitstellung von Fotos durch einige Mitglieder der Initiative Denkmalschutz (idms.at), sowie für die freundliche Werbung in der Vereinszeitschrift.