Europäischer Karlspreis für Kardinal Schönborn
Der Europäische Karlspreis der Sudetendeutschen wird dieses Jahr am Pfingstsamstag 19. Mai in Augsburg an den Wiener Kardinal Christoph Schönborn verliehen, der 1945 mit seiner Mutter und zwei älteren Brüdern aus dem nordböhmischen Skalken bei Leitmeritz nach Österreich vertrieben wurde.
Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der der böhmischen Linie eines Adelsgeschlechtes entstammt, das im Heiligen Römischen Reich mehrere bedeutende Bischöfe stellte, hat gemeinsam mit dem späteren Papst Benedikt XVI. den aktuellen Weltkatechismus der Katholischen Kirche erarbeitet und zählt zu den bedeutendsten Theologen der Gegenwart.
Der Dominikanermönch hat an der Hochschule des Ordens in Bornheim-Walberberg, in Wien und in Paris studiert sowie später an der Universität Fribourg in der Schweiz Dogmatik gelehrt.
Der Sprecher, also oberste politische Repräsentant der Sudetendeutschen Volksgruppe, der CSU-Europapolitiker Bernd Posselt, begründete die Auszeichnung für den Wiener Erzbischof mit den Worten: "Kardinal Schönborn hat sich in zahlreichen Aktivitäten, Schriften und Predigten nachdrücklich für die europäische Einigung, für die Völkerverständigung sowie für die christliche Erneuerung unserer europäischen Kultur eingesetzt. Mit klaren Worten hat er vielfach die Vertreibung verurteilt und sich unerschrocken für Frieden und Menschenrechte eingesetzt, auch wenn er damit auf Vorurteile und Widerspruch stieß. Wir sind stolz auf diesen Landsmann, dessen Vater, Graf Hugo Damian Schönborn, Widerstand gegen die Nationalsozialisten leistete und dessen in Brünn als Baronin Doblhoff geborene Mutter Eleonore aufrecht und tapfer das klassische Schicksal einer Vertriebenenfamilie gemeistert hat."
Ein eindrucksvolles Zeichen für die Brücken, die Schönborn schon frühzeitig zum tschechischen Volk und zur tschechischen Kirche geschlagen habe, sei die Tatsache, dass unter den Mitkonsekratoren seiner Bischofsweihe am 29. September 1991 im Wiener Stephansdom der Brünner Bischof Vojtěch Cikrle gewesen sei.
Der Europäische Karlspreis der Sudetendeutschen erinnert an den böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser aus dem Hause Luxemburg Karl IV. und wird jährlich beim Pfingsttreffen der nach 1945 aus der heutigen Tschechischen Republik vertriebenen Sudetendeutschen und ihrer Nachkommen für "Verdienste um eine gerechte Völkerordnung in Mitteleuropa" verliehen.
Bisherige Preisträger waren u.a. die österreichischen Bundeskanzler Julius Raab und Wolfgang Schüssel, der deutsche Bundespräsident Karl Carstens und der slowakische Staatspräsident Rudolf Schuster, die Bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel, Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber und Horst Seehofer, der belgische Premierminister Leo Tindemans, der tschechische Bürgerrechtler und Mitbegründer der Grünen in Deutschland Milan Horáček, der ehemalige KZ-Häftling in Auschwitz und Dachau Max Mannheimer, der ungarische Kardinal Josef Mindszenty und der tschechische Bischof Josef Koukl, der Gründer der Paneuropa-Bewegung, Richard Coudenhove-Kalergi, und sein Nachfolger Otto von Habsburg, der frühere Sprecher der tschechoslowakischen Freiheitsbewegung "Charta 77", Petr Uhl, und der Vater des Euro, Theo Waigel, die großen Sozialdemokraten Wilhelm Högner, Wenzel Jaksch und Volkmar Gabert, die Landeshauptmänner Silvius Magnago, Luis Durnwalder (beide Südtirol) und Josef Pühringer (Oberösterreich), der österreichische Vizekanzler und Außenminister Alois Mock sowie die Fürsten Franz Josef II. und Hans Adam II. von Liechtenstein.