Fast 300 Gäste bei Eröffnung „Vertriebene und Verbliebene – ČSR 1937 – 1948“ in Wien
Utl.: Fremdtümelei des Kurators sorgte für Verstimmung im Volkskundemuseum
Gestern abends in Wien war es soweit: die Eröffnung der Ausstellung „Vertriebene und Verbliebene erzählen. Tschechoslowakei 1937-1948“ führte zu einem großen Ansturm ins Volkskundemuseum in Wien-Josefstadt.
In den großen Saal mußten wieder und wieder Sitzgelegenheiten gebracht werden, um die so zahlreich Gekommenen – meist Betroffenen – unterzubringen.
Nach der offiziellen Eröffnung durch Direktor Matthias Beitl führte Kurator Georg Traska durch die interessant aufgebaute Veranstaltung.
Schon am Anfang sprach Traska von Bratislava – das Publikum ließ diese Fremdtümelei nicht durch. Noch immer ist für die Österreicher Preßburg die alte Königsstadt. Später verwendete er die Zwei- bis Dreisprachigkeit, womit wieder die Sensibilität mit den Zuhörern hergestellt war.
Es folgten kurze Erklärungen einiger Zeitzeugen, die Traska sehr gekonnt moderierte. Beifall war den Zeitzeugen sicher. Nur bei der letzten Zeitzeugin – sie wurde in Sibirien geboren,
nach Prag und 1955 erst nach Wien. Sie verstrickte sich in eine Geschichtsklitterung gegen die Sudetendeutschen, was zu großer Unruhe führte. Hier bewies Traska Fingerspitzengefühl und rückte einige Falschaussagen geschichtlich zurecht.
Schon bei der Pressekonferenz am Vormittag wurde nach dem Auswahlverfahren der 40 Interviewpartner gefragt – wobei Traska Mitglieder der Landsmannschaften ausschloss, da diese geprägt sind durch Eigentumsforderungen, Restitution oder Entschädigung.
Was wir schon immer wieder mit den Historikern der jüngeren Generation feststellen müssen: sie wollen den Zeitzeugen erklären, was sie erlebt und erduldet haben. Und zur Eigentumsfrage: einer anderen Opfergruppe stehen sie Rückgabe von Raubkunst zu – von deutschen Vertriebenen erwarten sie aber Verzicht!
Alles in allem: Die Ausstellung und die Nebenveranstalt- ungen sollten – besonders auch von den betroffenen Sudeten- und Karpatendeutschen besucht werden. Aber man soll auch aus seinem Herzen keine Mördergrube machen – die Vertriebenengeneration darf sich nicht noch aus der Geschichte vertreiben lassen!
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BEGLEITPROGRAMM - ZEITZEUGEN-GESPRÄCHE
Donnerstag, 18. Feber 2016, 18.30 Uhr: Volkskundemuseum Wien, Laudongasse 15-19,1080 Wien
Donnerstag, 3. März 2016, 18.30 Uhr: Slowakisches Zentrum, Wipplingerstraße 24 - 26, 1010 Wien
Dienstag, 8. März 2016, 18.30 Uhr: Tschechisches Zentrum Wien, Herrengasse 17, 1010 Wien
Österreichisches Museum für Volkskunde, Laudongasse 15-19, 1080 Wien
T: +43 1 406 89 05, F: +43 1 408 53 42, E: office@volkskundemuseum.at, W: www.volkskundemuseum.at
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr Montag geschlossen (außer an Feiertagen),
Ostersonntag geschlossen.