Kulturhauptstadt Pilsen
Utl.: Ein Pilsener Bildhauer mit Werken in Wien und Prag
Wenn in diesem Jahr seit dem 17. Jänner Pilsen als Kulturhauptstadt Europas gefeiert wird, sollte Europa auch um die großen Männer und Frauen deutscher Kultur aus dieser Stadt wissen. Im 18. Jahrhundert gehörte der 1717 hier geborene Ignaz Franz Platzer zu den „bedeutendsten Bildhauern des Spätbarocks, Rokoko und Klassizismus“ (Ernst Schremmer). Er war der „beherrschende Bildhauer Prags und auch ganz Böhmens“.
Seine Ausbildung erhielt er in der Werkstatt des Vaters, eines Holzbildhauers, und an der Akademie der Künste in Wien. Hier wirkte er bereits am Grabmal der Kaiserin Amalia in der Kapuzinergruft mit. Seit 1744 war er dann meist in Prag und verschiedenen Orten und Klöstern Böhmens tätig. 1775 finden wir ihn auch bei Arbeiten an Figuren und Plastiken für den Park des Schlosses in Schönbrunn.
Kilian Dietzenhofer holte ihn für einige seiner Bauwerke zur figuralen Ausschmückung. Auch böhmische Klöster wie Tepl und Strahov waren seine Auftraggeber. Werke von ihm stehen außer in Wien und Prag und in den genannten Klöstern auch in Königsaal bei Prag und im Kloster Marienstern in der Lausitz.
In Prag stammen der Figurenschmuck am Dach des Palais Kinsky, die Statuen am Hauptaltar der Kirche St. Niklas auf der Kleinseite, der Adlerbrunnen im dritten Vorhof des Hradschins und die ringenden Giganten im Ehrenhof der Burg von ihm. Weitere seiner Werke sind in Prag am Hauptaltar der Klosterkirche Strahov, im Klementinum und in St. Jakob erhalten. Peter Prange bezeichnete Ignaz Platzer als „Hauptvertreter der Prager Bildhauerkunst zwischen Rokoko und Klassizismus“.
Rudolf Grulich
Ergänzende Hinweise: http://www.deutsche-biographie.de/sfz96282.html
Bildergalerie der Werke: http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ign%C3%A1c_Franti%C5%A1ek_Pl…