Rolf Hosfeld : Tod in der Wüste - Der Völkermord an den Armeniern
Aghet – Katastrophe – so nennen die Armenier jene grauenvollen Ereignisse, die im Frühjahr 1915 begannen. Sie sind als der erste Genozid des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen. Rolf Hosfeld, Deutschlands bester Kenner der Ereignisse, schildert eindringlich und historisch genau den Völkermord an den Armeniern, erläutert die Hintergründe und klärt auf über ein Thema, das immer noch zu den Tabus der Geschichtsschreibung gehört.
Verlag C.H.Beck, Wilhelmstraße 9, 80801 München, ISBN 978-3-406-67451-8, 288 Seiten mit 18 Abbildungen und 1 Karte, gebunden, auch als E-Book lieferbar. Preis: 24,95 € inkl. MwSt., versandkostenfrei nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz, Kontakt: bestellung@beck.de
Aghet – Katastrophe – so nennen die Armenier jene grauenvollen Ereignisse, die im Frühjahr 1915 begannen. Sie sind als der erste Genozid des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen. Rolf Hosfeld, Deutschlands bester Kenner der Ereignisse, schildert eindringlich und historisch genau den Völkermord an den Armeniern, erläutert die Hintergründe und klärt auf über ein Thema, das immer noch zu den Tabus der Geschichtsschreibung gehört.
Unter den Augen der Weltöffentlichkeit werden im Frühjahr und Sommer 1915 – mitten im Ersten Weltkrieg – die osmanischen Armenier von der Regierung in einer Weise selektiert und zusammengetrieben, die unübersehbar „den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reiche zu vernichten“. So kabelt es der deutsche Botschafter in Konstantinopel im Juli 1915 nach Berlin.
Zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen (die Schätzungen schwanken) sterben, viele von ihnen, Männer, Frauen und Kinder, weil man sie in die Wüste deportiert und dort verdursten lässt. Rolf Hosfeld hat den Opfern dieses Völkermords, der von der Türkei bis heute bestritten wird, mit seinem Buch ein erschütterndes Denkmal gesetzt.
Der junge Armenier Soghomon Tehlirjan erschoss im März 1921 auf offener Straße in Berlin Mehmet Talaat, der als Innenminister des türkischen Reichs hauptverantwortlich für den Genozid an den Armeniern anzusehen ist. Das Erstaunliche an dem Prozess: Der Täter, der Armenier Tehlirjan, wurde freigesprochen. Mit dieser Szene endet Rolf Hosfelds Buch "Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern".
Es ist ein Bild des unvorstellbaren Schreckens, das hier geliefert wird: Enteignung des Vermögens, Erniedrigung, Vergewaltigung, Deportation, Erschießung und dann der Gang vieler Tausend Armenier in die Syrische Wüste - Todesmärsche, die den Völkermord komplettierten. Ganz genau wird man es wohl nie wissen, aber über eine Million Armenier könnten dem Rassenwahn der Türken in den Jahren 1915 und 1916 zum Opfer gefallen sein.
Johannes Lepsius ist eine der wichtigsten Figuren in Rolf Hosfelds Untersuchung: Der deutsche Theologe und Orientalist hat sich stets für die Sache der Armenier eingesetzt. Die meisten Politiker im Deutschen Kaiserreich und der Habsburger Monarchie schauten hingegen einfach weg, da man die Türkei als Verbündeten im Ersten Weltkrieg benötigte. Doch auch Briten, Franzosen, Amerikanern und Russen waren zu keiner klaren Stellungnahme bereit. Dieses Verhalten hat durchaus verhängnisvolle Parallelen zum Völkermord in Ruanda von 1994.
Der Kulturhistoriker Rolf Hosfeld zieht solche Querverbindungen nicht. Auch Vergleiche zum Holocaust bleiben Randanmerkungen. Er arbeitet das zum Teil sehr wissenschaftliche Material auf und macht aus der komplexen und durchaus komplizierten Geschichtskatastrophe ein auch für Laien gut lesbares Buch.
Die österreichischen Printmedien und der ORF haben sich vorbildlich in den letzten Tagen mit dem Völkermord an den Armeniern beschäftigt. Gerade beim Beginn der heutigen österreichischen Nationalratssitzung wurde von allen sechs Fraktionen der am 24. April 1915 beginnenden Verhaftung von armenischen Intelektuellen, der Deportation, die im Genozid endete, mit einer Gedenkminute gedacht.
Dieses Buch zum Nachlesen schließt offen gebliebene Fragen!