Gespeichert von Nechvatal am Di., 05.04.2016 - 13:16

Abschied von Dkfm.Johann Ludwig, dem Ehrenobmann der Südmährer in Österreich

Utl.: Eines Menschen Zeit währt länger als seine Jahre

Am 24.März 2016, dem Gründonnerstag in der Osterwoche ist er – gestärkt durch Gottes Wort und Sakrament im 92.Lebensjahr – nach einem erfüllten Leben und nur kurzem Krankenhausaufenthalt in Mistelbach im Kreise der Familie gestorben.

Unter großer Anteilnahme – die Musikkapelle und der ÖKB-Wildendürnbach waren aufmarschiert – wurde er gestern in der Aufbahrungshalle vom Ortspfarrer – und von Domdekan von St.Stephan zu Wien, Heimatpriester Karl Rühringer feierlich eingesegnet und nach der Seelenmesse in der Pfarrkirche auf den Ortsfriedhof zu seiner letzten Ruhestätte geleitet.

Aus Stuttgart war der Sprecher der Südmährer Franz Login zugereist, die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich vertrat Bundesobmann LAbg.a.D. Gerhard Zeihsel und den Kulturverein der Südmährer in Österreich vertraten Dkfm. Hans Günter Grech und Ing. Reiner Elsinger.

In der sehr schön gestalteten Seelenmesse gedachte Prälat Rühringer unseres verdienten Landsmannes. „Geboren in die schwierigen Dreißigerjahre, eine Kindheit in Geborgenheit, aber die wirtschaftlichen Sorgen der Eltern haben sein Leben geprägt. Er war ein sehr ehrgeiziger und begabter Schüler, wurde aber mit 17 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen. Im Krieg wurde er schwer verwundet und konnte, als er nach der Gefangenschaft zurückkam nicht mehr nach Hause. Die Vertreibung der Sudetendeutschen hatte stattgefunden.

In Wien begann er ein Studium an der Universität für Welthandel, das er mit dem Titel Diplomkaufmann beendete. Im Anschluss bemühte er sich um die österreichische Staatsbürgerschaft, für die man eineinhalb Jahre in der Landwirtschaft arbeiten musste.

Im Anschluss daran begann er eine Handschuhmacherlehre, damals ein erfolgreiches Gewerbe, die er mit Gesellen, und Meisterprüfung abschloss. 1951, Heirat mit Maria Fritz aus Wildendürnbach, 1952 Tochter Theresia, 1959 Tochter Elisabeth, 1956 Gründung einer eigenen Handschuherzeugung und Geschäft.

Sein Leben war ein erfülltes. Er engagierte sich als Innungsmeister Stv. der Kürschner und Handschuhmacher für die Anliegen seines Gewerbes, war viele Jahre Obmann der südmährischen Landsmannschaft Thaya und erhielt für sein Engagement viele Ehrungen und Auszeichnungen. Eine große Freude war ihm die Verleihung des Titels Kommerzialrat durch Bundespräsident Dr. Kirchschläger.

Auch in die Politik brachte er sich ein, und war viele Jahre lang ÖVP-Bezirksrat im 8. Bezirk in Wien.

Im Unruhestand hat er sich mit seiner Frau nach Wildendürnbach zurückgezogen, da lebte er seine wahre Leidenschaft. Obstbäume waren seine große Liebe, alles was Natur ist.

Seine drei Enkelkinder waren ihm große Freude der letzte Jahre und Abrundung eines erfüllten Lebens.“

Auch sein Nachfolger im Südmährerverband Hans Günter Grech sprach bei der Seelenmesse berührende Worte des Abschieds:

„Liebe Familie Ludwig, liebe Angehörige, werte Trauergemeinde!

Von unserem Landsmann Prälat Karl Rühringer, haben wir  bereits viel über das  vom Schicksal der Vertreibung aus seiner geliebten südmährischen Heimat überschattete und beeinflusste Leben unseres Landsmannes   Hans Ludwig erfahren. Ich möchte mich daher auf einige wichtige Gemeinsamkeiten in unser beider Leben beschränken.

Hans Ludwig, als Jg. 1924, war für mich ein wichtiges Bindeglied zwischen der Generation meiner Eltern und meiner Generation. Alle betroffen  und gezeichnet  vom furchtbaren Ereignis der Vertreibung und der damit verbundenen Heimat-,  Besitz- und Rechtlosigkeit. Schon mit meinem Vater hatte Hans viele Kontakte, und wie er mir mehrfach versicherte, war er stolz, als ihm mein Vater (Jg 1908) seinerzeit das Du-Wort anbot.

  • Beide kamen aus der Wirtschaft, landeten nach der Vertreibung hier im nördlichen NÖ, nahe der Grenze zur alten Heimat
  • neben Existenzgründung, Familie und beruflichem erfolgreichen Engagement in der neuen Heimat – engagierten sich beide im selbstlosen Einsatz für die ehemalige Heimat Südmähren, und
  • neben zahlreichen Aktivitäten war die Errichtung und der Ausbau der Gedenkstätte am „Kreuzberg“ für beide ein äußerst wichtiges Anliegen

Was verband mich mit unserem verstorbenen Landsmann Hans Ludwig?

  • Hans Ludwig hatte wesentlichen Einfluss auf meine Lebensplanung ab meiner Pensionierung:  Auf der Fahrt von St. Pölten nach Drasenhofen erreichte mich sein Anruf im Herbst 2004 im Raum Putzing/See , wo er mich an mein lang zurückliegendes Wort der eventuellen Mitarbeit nach Beendigung meines Berufslebens erinnerte: Nach kurzer Rücksprache mit meiner Frau sagte ich zu, unter dem Motto: Ein Südmährer hält sein Wort!
  • Beide kommen wir aus der gleichen Ecke Südmährens
  • Unser Geburtstag ist der 22. Dez., er geb. 1924, ich bin Jg. 1942    (wir waren also nur durch einen Ziffernsturz getrennt)
  • Beide sind wir Absolventen der HS  für Welthandel (jetzt WU)
  • Beide mit Abschluss Diplomkaufmann (nur bei mir hat es für den Titel „Kommerzialrat“ nicht gereicht)

Und es war Hans Ludwig, der als langjähriger Obmann der Landsmannschaft „Thaya“ und hoher Funktionär des „Dachverbandes der Südmährer“ für die Fortführung seiner erfolgreichen Tätigkeit für unsere Heimat Südmähren als Nachfolger meine Person vorschlug und auswählte.

Und so stehe ich heute hier vor Ihnen, als Obmann des nach  der Zusammenlegung der beiden südmährischen Vereine jetzt  „Kulturverband der Südmährer in Österreich“ genannt, und erfülle die traurige Pflicht, von meinem verdienstvollen Vorgänger und unserem „Ehrenobmann“  Hans Ludwig  Abschied zu nehmen.

Lieber Hans, wir danken dir für all das, was du für unsere Gemeinschaft und unsere Landsleute getan und geleistet hast!

Ruhe in Frieden!“

Ein langer Trauerzug begleitete die Familie auf ihrem Gang zur Ruhestätte des teuren Toten. Der Sprecher des Kameradschaftsbundes sprach sehr ehrende Worte des seit 1960 als treuen und sehr geschätzten Kameraden und letzten Weltkriegsteilnehmers des ÖKB –Wildendürnbach. Mit dem Lied „Ich hatt´ einen Kameraden“ – begleitet von Böllerschüssen – fand die ergreifende Zeremonie am Ortsfriedhof ihr Ende.

Im Anschluß hatte die Familie zu einem geselligen Beisammensein und Erinnerungsaustausch ins Gasthaus Bruckner geladen.

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