Gespeichert von Nechvatal am Di., 14.07.2015 - 15:43

Editorial

Für etwas Aufruhr sorgte jüngst eine Dokumentation des russischen Staatsfernsehens über den Warschauer Pakt. Darin wird nämlich die Zerschlagung  des Prager Frühlings durch sowjetische Truppen im August 1968 verteidigt. Die Tschechen, so heißt es da, hätten undankbarer Weise auf diejenigen geschossen, die sie 1945 befreit und 1968 vor dem bevorstehenden Einmarsch der NATO gerettet haben. Denn die Invasion sei ja nichts anderes gewesen. Während die gesamte Politelite des Landes  aufschrie und Außenminister Zaorálek den russischen Botschafter zu sich zitierte, sendete das Tschechische Fernsehen eine Reportage, in der sie die geschichtsverfälschende Dokumentation auseinandernimmt.

Dabei sollte sich der Sender selbst an die Nase langen. Seine Reallity-show „Urlaub im Protektorat“, dessen 8 Folgen im Laufe der Zeit immer peinlicher wurden, ist aus  historischer Sicht auch nicht gerade ein Meisterstück. Die Show zeichnete mehr oder weniger die alten Schwarz-Weiß-Bilder der kommunistischen Propaganda nach. Hier der gute Tscheche, da der böse Deutsche. Jenseits von Gut und Böse dann die Sudetendeutschen, die die armen Tschechen quälten, bis die tapferen Russen sie befreiten. Na Zdraví, Na Zdarowje und Na Zdar!

Gut, dass nicht nur die Einschaltquoten, sondern vor allem die vergangenen Wochen gezeigt haben, dass dieses einfache und dumpfe Bild einfach nicht mehr passt. 70 Jahre nach der Vertreibung sind viele, vor allem junge Tschechen neugierig geworden und gewillt, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Die Bedauernserklärung und der Gedenkmarsch von Brünn haben dabei gezeigt, dass es auch an höherer Stelle den Willen gibt, sich offen der Geschichte zu stellen.

Quelle: Landesecho Prag vom 18.6.2015, Seite 8

Alexandra Mostýn

e-mail: redaktion@landeszeitung.cz


Buch" Die Trapp Familie"

Auszug über Heimatvertriebene" von Maria Augusta Trapp Auszug über Heimatvertriebene

"Vom Kloster zum Welterfolg", geschrieben 1947, Seite. 251

Außerdem kommen täglich Tausende von  Menschen  in Lastzügen an. In Wien hat man den  Gipfelpunkt des Elends erreicht.....wir veröffentlichen einen Brief einer Fürsorgerin:

"Unsere Eisenbahnstationen sind von Bomben zertrümmert.

In den Ruinen leben tausende  Heimatvertriebene, welche auf Züge warten, welche sie fortbringen sollen, niemand weiß wohin, während  Hunderte täglich neu ankommen.

Die Toten, die Sterbenden, die Schwerkranken mit hohem Fieber und kleine Kinder liegen nebeneinander zwischen den Mauerresten. Wir haben keine Baracken und natürlich auch keine Krankenhäuser für die Ärmsten der Armen. Wenn die neuen Transporte ankommen, finden wir meistens kleine Kinder, denen die Windeln an ihre abgezehrten Körper festgefroren sind, Kinder, die in Zeitungspapier gewickelt sind oder in alte Fetzen, mit Draht oder Stricken verschnürt.

Die Erwachsenen sind in allen Stadien der Erschöpfung und des Verhungerns. Gewöhnlich haben diese Leute vierzehn Tage  oder länger in    Viehwagen   verbracht ohne jede Fürsorge. Es ist unbeschreiblich, in welchem Zustand der Verwahrlosung sie ankommen. Wir würden Esswaren, Kleidung und Material  für Erste Hilfe für Tausende brauchen, und wir haben kaum genug für ein paar hundert. Wir können keine Nadeln bekommen. Wir mieten uns eine solche um einen Schilling täglich, und Gnade uns, wenn sie uns bricht!"

Frau Augusta Trapp gründete dann den Verein:"Österreichhilfe der Familie Trapp"

Eingesandt von Elisabeth Werkmann, Karlsbad/Baden bei Wien

 

 

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