Zum Tod von Ossi Böse
Utl.: Viele junge Österreicher gingen durch seine Schule – und sind heute Amtsträger der SLÖ
Kurz vor seinem 92. Geburtstag starb am 6. April 2016 in Düsseldorf Ossi Böse, der in Seifersdorf bei Reichenberg geboren wurde.
Ossi Böse gehört zu den Gründern der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Deutschland und war seit 1950 bis 2008 Mitglied des Bundesvorstandes der SL Deutschland und von 1950 bis 2009 Mitglied der SL Bundesversammlung.
1951 wurde Ossi Böse als Bundesführer der Sudetendeutschen Jugend (SdJ) Deutschland gewählt und durch seine Initiative wurden schon ein Jahr später die Bundesführungen der SdJ Deutschland und der SdJ Österreich in der SdJ-Hauptjugendführung vereint, Ossi Böse wurde von 1951 bis 1965 SdJ-Hauptjugendführer. Es entwickelte sich eine freundschaftliche und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit.
Die SdJ prägte in jenen Jahren mit neuen und repräsentativen Veranstaltungen das Bild der Sudetendeutschen Tage. Er trug mit Erich Kukuk und Rolf Nitsch die Verantwortung für die Gestaltung der Hauptkundgebungen, der großen Volkstumsabende und anderer Rahmenveranstaltungen.
Mit Dr. Walter Becher war Ossi Böse Vertreter der Sudetendeutschen in der Föderation europäischer Volksgruppen (FUEV) und wurde 1953 für mehrere Jahre deren Vizepräsident. Seit 1951 öffnete Ossi Böse die Öffentlichkeitsarbeit der SdJ zu vielen politischen Iniativen. Die „Botschaft an die tschechische Jugend“, die 1957 im Sudetendeutschen Tag verkündet wurde, ist nur ein Beispiel. Ossi Böse baute ein weites Netz von Verbindungen zu den Volksgruppen in Europa auf.
Mit Wenzel Jaksch entwickelte er ein Programm, nach dem Spielscharen der SdJ in den Folgejahren als „Botschafter der Heimat“ Volkstumsfahrten nach Finnland, Schweden, Frankreich, Irland, Südtirol und auch in die USA, nach Israel und Südafrika unternahmen.
Das Programm hatte auch Einfluss auf die Gestaltung des 1952 erworbenen Heiligenhofs. Ossi Böse und seine spätere Frau Pepi übernahmen die Heimleitung für die nächsten fünf Jahre; der Heiligenhof wurde neben anderen Aufgaben die Zentrale der SdJ und erfüllte den Auftrag, der auf der Tafel vor dem Eingang angezeigt wurde, er wurde die „Sudetendeutsche Heimstätte europäischer Jugend“.
Nachdem Ossi Böse 1967 seine Ämter im Jugendverband übergeben hatte, wurde er Direktor des „Hauses des Deutschen Ostens Düsseldorf“. Im Rahmen der Patenschaft des Landes Nordrhein/Westfalen über die Siebenbürger Sachsen wurde das heutige „Gerhard-Hauptmann-Haus“ Mittelpunkt eines umfangreichen Austauschprogramms mit Künstlern und Autoren in Siebenbürgen und im Banat.
Als stellvertretender Bundesvorsitzender der SL Deutschland wurde Ossi Böse 1972 in das Amt des Bundeskulturreferenten, das er mehr 30 Jahre inne hatte. Er setzte in der Repräsentation der sudetendeutschen Kultur- und Volkstumspflege neue Akzente: Er gestaltete die Preisverleihungen der SL in neuer Form, erweiterte die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter durch Kulturtagungen und regelmäßige Publikationen, wie Kulturbriefe und andere Initiativen. Wichtig war für ihn in diesen Jahren auch die Mitarbeit in der Sudetendeutschen Stiftung; er widmete sich begeistert auch der Innengestaltung des Hausens: Auch die Einbeziehung von Kunstwerken in die Hausgestaltung beeinflusste er.
Seine letzte große Initiative war nach 1990 das Wirken in der Heimat. Sehr schnell entwickelte er nach der Grenzöffnung die Pläne für den Aufbau Deutsch-tschechischer Begegnungszentren, führte in seiner Heimatstadt Reichenberg die 1. Kulturtage durch und verknüpfte die Patenschaft der Stadt Augsburg über die Reichenberger zu einer Partnerschaft beider Städte mit einem erfolgreichen Austauschprogramm für Kulturveranstaltungen und im Rahmen der Kommunalverwaltungen.
Altersgemäß und wegen seiner schweren Erkrankungen verabschiedete sich Ossi Böse bis 2009 aus allen Ämtern und aus der SL-Bundesversammlung. Bis in die letzte Zeit hörte der Schwerkranke gerne Berichte über die Arbeit der SL. Fünf Tage vor seinem Tod verabschiedete sich Ossi Böse mit den Worten: „Was wir geleistet haben ist nicht so wichtig – wichtig ist, was bleibt!“
W.R.
Dankbar erinnern sich viele „Österreicher“ an die Zeit mit Ossi! Die Sudetendeutschen in Österreich drücken der Familie ein tiefempfundenes Beileid aus!