Wer A sagt…
von Manfred Maurer
EIN TSCHECHISCHER MINISTERPRÄSIDENT zeichnet eine Vertriebenen-Funktionärin mit einer tschechischen Verdienstmedaille aus. Vor nicht allzu langer Zeit wäre das noch völlig undenkbar gewesen. Bohuslav Sobotka hat genau das getan. Und Olga Sippl, die Ehrenvorsitzende der Seliger-Gemeinde, mußte dafür nicht einmal nach Prag fahren, sondern der tschechische Regierungschef kam zu ihr nach München.
SOBOTKAS ZEICHEN fügt sich ein in eine Serie von Versöhnungssignalen tschechischer Politiker. Im letzten Sommer war der Christdemokrat und Vizepremier Pavel Belobradek auf Einladung von Sprecher Bernd Posselt im Sudetendeutschen Haus in München, wo er - unter wütendem Protest der Kommunisten daheim - der Opfer der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg gedachte. Zuvor schon hatte Belobradek während des sudetendeutschen Pfingsttreffens in Augsburg eine Grußbotschaft an „seine Landsleute" gesendet. Auch so etwas wäre vor ein paar Jahren noch völlig undenkbar gewesen.